Schweizerische Epilepsie‑Liga

Epilepsie – ein unterschätztes Thema

Epilepsie – betrifft das nicht eher junge Menschen? Das stimmt schon längst nicht mehr: Zunehmend sind Ältere neu damit konfrontiert. Wichtig ist, die Erkrankung früh zu erkennen. Gelegentlich kann sie sogar mit Demenz verwechselt werden.

Erklaervideo fokaler anfall alter

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«Epilepsie? Das kann nicht sein – gibt es in meiner Familie doch gar nicht!» Das ist eine häufige Reaktion, wenn ältere Menschen mit der Diagnose Epilepsie konfrontiert werden.

Dabei ist eine neue Epilepsie bei Älteren häufig und fast nie genetisch. Heutzutage beginnen Epilepsien häufiger im Rentenalter als in den ersten 20 Lebensjahren. Bei älteren Menschen ist Epilepsie die dritthäufigste Krankheit des Nervensystems, nach Demenzen und Schlaganfällen.

Viele Epilepsien werden erst erkannt, wenn ein «Grand-Mal-Anfall» auftritt, der so aussieht, wie wir uns einen epileptischen Anfall vorstellen: Er beginnt mit einem Schrei und setzt sich mit heftigen Zuckungen und Krämpfen fort. Die Frau des erwähnten Betroffenen erzählte aber, er sei vorher häufig schon «komisch» gewesen. Vermutlich hatte er bereits schwierig zu bemerkende kleinere Anfälle, zum Beispiel kurze Verwirrungszustände oder Vor-sich-hin-Starren ohne Reaktion auf Ansprache.

«Gewitter im Hirn»

Egal wie er sich äussert, ein epileptischer Anfall bedeutet eine vorübergehende Funktionsstörung im Gehirn. Anschliessend brauchen viele Betroffene etwas Zeit, bis sie wieder voll einsatzfähig sind. Gerade bei Älteren kann das einige Tage dauern. Diesen Zustand deuten viele Angehörige und auch manche Ärzte als beginnende Demenz, statt die wahre Ursache zu erkennen.

Noch schlimmer ist es, wenn ein Anfall nicht von allein aufhört; dies ist bei Menschen über 60 Jahren bis zu sechsmal häufiger als bei jüngeren Erwachsenen. Ein «Status epilepticus» kann lebensgefährlich sein. Geht er mit Krämpfen einher, ist unübersehbar, dass dringend Hilfe gebraucht wird. Doch auch die «stillen» Anfälle können andauern. Im schlimmsten Fall landen Betroffene damit in der Psychiatrie.

Medis helfen – wenn man sie verträgt

Die gute Nachricht: Epilepsie im Alter ist die am besten behandelbare Epilepsie überhaupt: ca. 80 bis 90 Prozent der Betroffenen werden unter einem Medikament anfallsfrei. Das richtige der über 15 verfügbaren Medikamente zu finden, ist dennoch eine Herausforderung, denn viele Betroffene leiden unter Nebenwirkungen. Hinzu können Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten kommen.

Auch wenn niemand gerne für den Rest seines Lebens täglich mehrere (zusätzliche) Tabletten nimmt, bedeutet dies bei älteren Epilepsiebetroffenen fast immer das kleinere Übel. Nur so bleiben sie mit grosser Wahrscheinlichkeit anfallsfrei. Das ist wichtig, denn Anfälle sind nicht nur belastend, sondern auch gefährlich: Gerade im höheren Alter sollte man keine Sturzverletzung riskieren.

Die häufigste Ursache von Altersepilepsie sind Durchblutungsstörungen des Gehirns. Ein gesunder Lebensstil mit Krafttraining und Bewegung fördert die Durchblutung und senkt die Wahrscheinlichkeit, dass die Erkrankung ausbricht. Garantien gibt es allerdings keine, denn Epilepsie kann auch andere Ursachen haben.

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