Anspruchsvolle Situationen in der Suchtarbeit – Ethik als Reflexionsmethode für Fachpersonen

Komplexe Situationen bringen Fachpersonen oft in eine Zwickmühle im Spannungsfeld mehrerer wichtiger Werte. Denn wer in der Suchtprävention, -therapie oder -beratung tätig ist, begegnet oft auseinandergehenden Vorstellungen und Bedürfnissen: Klient:innen, Patient:innen, Peers, Trägerschaften und Auftraggebende bringen eigene Wertvorstellungen ein. In dieser Fortbildung lernen Sie, die wissenschaftliche Ethik als Methode für solche Dilemmasituationen zu nutzen.

Details zum Event

Datum und Uhrzeit
27. Januar 2026
09:00 - 17:00
Ort
Zürich
Veranstalter:in
Fachverband Sucht
Themen
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Beschreibung

Im Konfliktfall konsequent oder situativ mit Klient:innen umgehen? Was tun, wenn Peers eigene Erfahrungen einbringen, die im Widerspruch zu fachlichen Standards stehen? Jugendliche mit Präventionskampagnen sinnvoll «motipulieren» oder ihre Selbstbestimmung stärken?

Komplexe Situationen bringen Fachpersonen oft in eine Zwickmühle im Spannungsfeld mehrerer wichtiger Werte. Denn wer in der Suchtprävention, -therapie oder -beratung tätig ist, begegnet oft auseinandergehenden Vorstellungen und Bedürfnissen: Klient:innen, Patient:innen, Peers, Trägerschaften und Auftraggebende bringen eigene Wertvorstellungen ein. Jede Fachperson hat zudem eigene Werte und Normen, bewusste und unbewusste. Wertedilemmas sind der Normalfall und schlicht Anzeichen differenzierten Arbeitens.

Die wissenschaftliche Ethik bietet wertvolle Methoden für Dilemmasituationen:
Sie hilft, Wertekonflikte systematisch zu erfassen, unterschiedliche Perspektiven zu analysieren und begründete sowie nachvollziehbare Entscheidungen zu treffen. Solche Reflexionsmethoden stärken nicht nur die Handlungssicherheit von Fachpersonen, sondern fördern auch faire und transparente Prozesse im Umgang mit Beteiligten – seien es Klient:innen, Peers oder Kooperationspartner:innen. Sie können ausserdem auch gemeinsam mit Klient:innen und Peers genutzt werden, um sie im Umgang mit ihren eigenen Wertekonflikten zu unterstützen – als zusätzliches Element im Repertoire der Beratungs- und Therapiemethodik.

Soll ich meine persönlichen Wertvorstellungen im Berufsalltag aussen vorlassen oder sie umgekehrt gerade einbringen? Wie kann eine Haltung gefunden werden, die sowohl Beteiligung ermöglicht als auch Verantwortung klar verortet? Sollen sich die Angebote der Prävention und Suchthilfe auch an Menschen im Alter richten oder sollten diese eher einfach in Ruhe gelassen werden? Wie viel Mitsprache von Betroffenen ist authentisch – und wo beginnt die symbolische Alibipartizipation? Dürfen Angehörige im Therapieprozess als Ressourcen genutzt oder müssen sie davor geschützt werden, involviert und allenfalls stärker verstrickt zu werden? Welche Werte liegen eigentlich der Stigmatisierungen zu Grunde? Wie viel Verantwortung trägt, wer Menschen mit einer Abhängigkeit berät? Für wen und gegenüber wem?

In der Fortbildung werden Fragestellungen wie diese aufgegriffen und analysiert. Ausgangspunkt dafür sind die konkreten Erfahrungen und Problemstellungen, welche die Kursteilnehmenden aus ihrem beruflichen Alltag mitbringen. Anhand dieser werden Methoden der wissenschaftlichen Ethik gemeinsam praktisch ausprobiert. Zentrale Fachbegriffe und Konzepte der Ethik werden praxisnah eingeführt. Die Teilnehmenden nehmen idealerweise Klärung in Bezug auf eigene praktische Fragestellungen mit nach Hause. Zudem verfügen sie nach der Fortbildung bereits über Erfahrung damit, bestimmte Vorgehensweisen aus der Ethik selbständig auf schwierige Situationen in ihrem Alltag anzuwenden.

Lernziele

  • Wertekonflikte und somit ethische Aspekte in herausfordernden Situationen und Fragen in der Suchtarbeit erkennen und präzisieren können
  • Ethische Problemstellungen mit Methoden und spezifischen Begrifflichkeiten aus dem Fachbereich der Ethik analysieren und entsprechend begründete Entscheidungen entwickeln können
  • Ethische Reflexion als Sach- und Selbstreflexion zugleich einsetzen, so Klarheit und Entlastung in komplexen Situationen finden und ebenso Impulse für die eigene Weiterentwicklung und Haltungsfindung erhalten

Die Teilnehmenden werden gebeten, ihre eigenen ethischen Fragestellungen bereits vor dem Kurs schriftlich mitzuteilen.

Zielgruppe

Diese Fortbildung richtet sich an Fachpersonen aus den Bereichen Beratung, Therapie (inkl. Entzug) und Schadensminderung sowie Prävention.

Referent

Dr. Dr. Christof Arn bringt viel Erfahrung mit als Ethiker in zahlreichen Institutionen im Gesundheitsbereich und darüber hinaus. Seine langjährige praktische Arbeit in diesen Feldern und seine eigenen Forschungen über das Verhältnis von wissenschaftlicher Ethik und organisationaler Praxis legen Grund für seine breite Tätigkeit als Dozent in der Aus- und Weiterbildung in verschiedenen Hochschulen, Ausbildungsgängen, Spitälern, Heimen usw.

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