Einfluss von Covid-19 auf die psychische Gesundheit

Ein Grossteil der Schweizer Bevölkerung ist bisher gut durch die Krise gekommen. Trotz der vorläufig positiven Bilanz für weite Bevölkerungskreise ist die Corona-Pandemie bei gewissen Personen mit erheblichen psychischen Belastungen verbunden.

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Artikeldetails

In unserem Auftrag untersuchten die Büros B&A und BASS den Einfluss von Covid-19 auf die psychische Gesundheit der Schweizer Bevölkerung und die psychiatrisch-psychotherapeutische Versorgung in der Schweiz. Ende November 2020 wurden bereits erste Zwischenresultate publiziert. Jetzt liegt der Schlussbericht der Studie vor. Er deckt den Zeitraum vom Beginn der Pandemie bis ins Frühjahr 2021 ab.

Forschungsstand zu psychischen Auswirkungen der Corona-Pandemie

Die Übersichtsstudie fasst den Forschungsstand zur psychischen Gesundheit in der Schweiz in Zusammenhang mit Covid-19 zusammen. Dabei geht es um die Allgemeinbevölkerung und bestimmte Risikogruppen. Es wurden über 80 Forschungsprojekte in der Schweiz gesichtet, die Aussagen über die psychische Gesundheit machen. Die Ergebnisse zeigen, dass die Mehrheit der Bevölkerung von der Pandemie nicht in ihrer psychischen Gesundheit tangiert ist. Mit dem Andauern der Pandemie sind in der Allgemeinbevölkerung zwar gewisse Ermüdungserscheinungen festzustellen. Gefühle der Leere, eine gewisse Unsicherheit und Belastung sind aber als normale Reaktionen auf die Krise einzuordnen und mehrheitlich nicht klinisch relevant.

Allerdings geht bei einer bedeutsamen Minderheit der Gesellschaft die Belastung durch die Krise mit psychischen Beeinträchtigungen einher. Bei diesen Personen führt die Pandemie vielfach zu einer Verstärkung bereits bestehender Probleme und Belastungen. Dies ist beispielsweise bei psychischen Vorerkrankungen, einem tiefen sozioökonomischen Status, Einsamkeit oder sozialer Isolation der Fall. Besondere Risiken bestehen für Menschen, die durch die Krise in existenzielle wirtschaftliche Not kommen, etwa durch einen Jobverlust, Einkommenseinbussen oder Konkurse. Schliesslich sind Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene von den psychischen Folgen der Pandemie deutlich stärker betroffen als andere Altersgruppen.

Versorgungssituation im Kontext der Krise

Weiter zeigt der Bericht eine klare Zunahme bei der Nutzung von niederschwelligen Beratungs- und Informationsangeboten (z.B. von der Dargebotenen Hand oder Pro Juventute). Besonders die Informationswebseiten wurden während Pandemiewellen stärker genutzt, was jedoch auch mit der gezielten Bewerbung der Angebote zusammenhängt. Erste Daten zur psychiatrisch-psychotherapeutischen Versorgung zeigen, dass sich der Rückgang bei der Nachfrage während des ersten Lockdowns im weiteren Verlauf der Pandemie ausgeglichen hat. In der Erwachsenenpsychiatrie sind die Fallzahlen 2020 daher übers ganze Jahr gesehen vergleichbar mit dem Vorjahr. Gemäss Einschätzung von Expertinnen und Experten nimmt die Nachfrage seit 2021 eher zu. Stark angestiegen sind die Fallzahlen in der stationären Kinder- und Jugendpsychiatrie. Die bereits vor der Pandemie bestehende Unterversorgung (auch im ambulanten Bereich) hat sich aufgrund der Corona-Krise noch zugespitzt.

Auswirkungen auf die Suizidalität

Erste Daten zu Suiziden zeigen, dass es bislang nicht zu einem Anstieg gekommen ist. Beratungsanfragen und Behandlungen im Zusammenhang mit suizidalem Erleben und Verhalten nehmen jedoch zu und die Situation gibt insbesondere bei Kindern/Jugendlichen Anlass zu Sorge.

Fazit

Die Autorinnen und Autoren der Studie halten fest, dass der vorliegende Forschungsüberblick nicht abschliessend ist, insbesondere was die Auswirkungen der dritten und allenfalls weiteren Wellen anbelangt. Die befragten Fachpersonen betonen, dass nach Abklingen der Pandemie mit verzögerten Effekten zu rechnen ist. Auch darf die vorläufig positive Bilanz für weite Bevölkerungskreise nicht den Blick darauf verstellen, dass die Corona-Pandemie bei gewissen Personengruppen mit erheblichen psychischen Belastungen verbunden ist. Deshalb gilt es, der Entwicklung der psychischen Gesundheit der Bevölkerung weiterhin Aufmerksamkeit zu schenken. Für besonders betroffene Bevölkerungsgruppen ist der Zugang zu Information, Beratung und Unterstützung wichtig. Versorgungslücken im Kinder- und Jugendbereich sollen geschlossen und ambulante, intermediäre und stationäre Versorgungs- und Rehabilitationsangebote für Betroffene sichergestellt werden.

Zum Schlussbericht

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