Fortbildung: Anspruchsvolle Situationen in der Suchtarbeit – Ethik als Reflexionsmethode für Fachpersonen
Komplexe Situationen bringen Fachpersonen oft in eine Zwickmühle im Spannungsfeld mehrerer wichtiger Werte. Denn wer in der Suchtarbeit tätig ist, begegnet oft auseinandergehenden Vorstellungen und Bedürfnissen: Klient:innen, Patient:innen, Trägerschaften und Auftraggebende bringen eigene Wertvorstellungen ein. Jede Fachperson hat zudem eigene Werte und Normen, bewusste und unbewusste. Wertedilemmas sind der Normalfall und schlicht Anzeichen differenzierten Arbeitens.
Details zum Event
- Datum und Uhrzeit
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10. Januar 2024
09:15 - 17:00 - Ort
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Pfarreizentrum Liebfrauen
Weinbergstrasse 36
8006 Zürich - Veranstalter:in
- Fachverband Sucht
- Themen
Beschreibung
Im Konfliktfall konsequent oder situativ mit Klient:innen umgehen? Jugendliche mit Präventions-kampagnen sinnvoll «motipulieren» oder ihre Selbstbestimmung stärken? Komplexe Situationen bringen Fachpersonen oft in eine Zwickmühle im Spannungsfeld mehrerer wichtiger Werte. Denn wer in der Suchtprävention, -therapie oder -beratung tätig ist, begegnet oft auseinander-gehenden Vorstellungen und Bedürfnissen: Klient:innen, Patient:innen, Trägerschaften und Auftraggebende bringen eigene Wertvorstellungen ein. Jede Fachperson hat zudem eigene Werte und Normen, bewusste und unbewusste. Wertedilemmas sind der Normalfall und schlicht Anzeichen differenzierten Arbeitens.
Die wissenschaftliche Ethik bietet hilfreiche Reflexionsmethoden: Vorgehensweisen, um die eigenen Vorstellungen präzise zu klären, um mögliche Vorgehensweisen zu entwickeln und nachvollziehbar zu begründen. Solche ethischen Reflexionsmethoden helfen Fachpersonen, sich in Dilemmasituationen zu orientieren. Sie können ausserdem auch gemeinsam mit Klient:innen genutzt werden, um sie im Umgang mit ihren Wertekonflikten zu unterstützen – ein zusätzliches Element im Repertoire der Beratungs- und Therapiemethodik.
Sollen sich die Angebote der Prävention und Suchthilfe auch an Menschen im Alter richten oder sollten diese eher einfach in Ruhe gelassen werden? Wie viel Nachweis von weniger Schädlichkeit von E-Zigaretten braucht es, um ihr schadensminderndes Potenzial anzuerkennen – und sind wir es, die Umstiegskampagnen anzetteln sollten? Sollen wir Telefon- und/oder Videotelefon-Beratungen anbieten, auch wenn wir unsere Klient:innen so weniger gut «spüren»? Dürfen Angehörige im Therapieprozess als Ressourcen genutzt oder müssen sie davor geschützt werden, involviert und allenfalls stärker verstrickt zu werden? Ist Sucht als Recht auf Selbstbestimmung oder Suchthilfe als Menschenpflicht zu verstehen? Welche Werte liegen eigentlich der Stigma-tisierungen zu Grunde? Soll ich meine persönlichen Wertvorstellungen im Berufsalltag aussen vorlassen oder sie umgekehrt gerade einbringen? Wie viel Verantwortung trägt, wer Menschen mit einer Abhängigkeit berät? Für wen und gegenüber wem?
In der Fortbildung werden Fragestellungen wie diese aufgegriffen und analysiert. Ausgangspunkt dafür sind die konkreten Erfahrungen und Problemstellungen, welche die Kursteilnehmenden aus ihrem beruflichen Alltag mitbringen. Anhand dieser werden Methoden der wissenschaftlichen Ethik gemeinsam praktisch ausprobiert. Zentrale Fachbegriffe und Konzepte der Ethik werden praxisnah eingeführt. Die Teilnehmenden nehmen idealerweise Klärung in Bezug auf eigene praktische Fragestellungen mit nach Hause. Zudem verfügen sie nach der Fortbildung bereits über Erfahrung damit, bestimmte Vorgehensweisen aus der Ethik selbständig auf schwierige Situationen in ihrem Alltag anzuwenden.